Super Sonntag vom 20.09.2009

Pressebeitrag Super Sonntag 'Fast 100 Jahre vergessener Wein erlebt eine neue Blüte'
  Foto oben: Bernhard Gremler (74) vor seinen Reben des "Blauen Bernburger"® Weins im Friederikenstift.
Foto unten: Ein Landwein, ein Rosé-Weißherbst und eine Beerenauslese wurden 2008 aus dem "Blauen Bernburger"® Wein gekeltert.
Fotos: Thomas Weißenborn
 


Bernhard Gremler - Weinbauer und Heimatforscher

Fast 100 Jahre vergessener Wein erlebt eine neue Blüte


Bernhard Gremier hat eine fast 100 Jahre lang verloren gegangene Tradition in unserer Region wiederbelebt.

Bernburg (red). Im Jahre 1911 wurde der letzte Weinberg in Bernburg geschlossen. Bis dahin hatten die Gebrüder Breitschuh noch Wein angebaut. Eine Jahrhunderte alte Tradition fand ihr Ende. Dank Bernhard Gremier kann nun gesagt werden, dass es nur ein vorläufiges Ende war. Der Weinanbau ist heute wieder - wenn auch nur im kleinen, privaten Maßstab - in Bernburg und Umgebung keine Seltenheit mehr. Dabei handelt es sich um einen außergewöhnlichen Wein - den Blauen Bernburger® Wein. Die Ursprünge der Rebsorte reichen bis ins Jahr 1777 zurück.
Die erste Bekanntschaft mit dieser Rebsorte machte Bernhard Gremier vor rund 30 Jahren in seinem Kleingarten in Alsleben. Vom Nachbarn wuchs eine Rebsorte von enormer Vitalität zu ihm hinüber. Der Nachbar wußte, dass es sich dabei um die alte Rebsorte des Blauen Bernburger® handelte. Bernhard Gremier durfte zwei Fechser (eine Art Steckling) verwenden und baute von da an selbst die fast vergessen geglaubte Rebsorte an.
Als er vor 11 Jahren nach Bernburg in den Friederikestift zog, nahm er wieder zwei Fechser mit. Dank ihrer Wuchskraft ist aus den zwei Pflanzen inzwischen eine grüne Oase entstanden. Der 74-Jährige hat den Wein auf eine Pergola gezogen, die sich auf einer Seite 16 Meter und auf der anderen Seite 14 Meter an einer Mauer hinzieht.
Der Wunsch war natürlich groß, aus den herrlichen Trauben auch Wein zu keltern. Im Jahr 2002 wurde auf Initiative von Bernhard Gremier der Stammtisch „'Blauer Bernburger'® Wein" gegründet. Bald darauf kam es zur Gründung des Bernburger Heimatkreises e. V., unter dessen Dach auch die „Weinbaufreunde Bernburg - Untere Saale" im Bernburger Heimatkreis e. V. tätig sind. Zunächst wurden die Trauben nur in individueller Hauskelterung verarbeitet. Von einem Weinbaufreund aus Wolfen kam die Anregung, die Trauben zu einem Höhnstedter Winzer zu bringen. Im Jahr 2004 wurde hier wieder der erste "Blaue Bernburger"® Wein seit über 90 Jahren professionell gekeltert. Rund 250 Kilogramm Trauben brachten die Weinanbauer aus Bernburg und Umgebung nach Höhnstedt zur Winzerei Hoffmann. Die Begeisterung wuchs von Jahr zu Jahr. Ebenso wie die Qualität des Weines.
Im Jahr 2008 wurden bereits 2.000 Kilogramm Trauben des "Blauen Bernburger"® Weins in Höhnstedt gekeltert. Mehr wurde vom Landwirtschaftsministerium nicht gestattet. Doch dieses Jahr dürfen es bereits 3.000 Kilogramm sein, freut sich Bernhard Gremier.
Er will im Oktober, zur Weinlese, darauf achten, dass nur Trauben hoher Qualität angenommen werden. Um die gewünschte Qualität zu erreichen, gibt er sein Weinbauwissen gern an Andere weiter. Die Trauben brauchen volle Sonne um einen optimalen Reifegrad zu erlangen, weiß er. Deshalb muss ein Teil des Laubes entfernt werden, damit die Sonne direkt auf die Trauben scheinen kann, erläutert er.
Vom "Blauen Bernburger"® ist Bernhard Gremier total begeistert. Die Rebsorte ist auf natürliche Weise resistent gegen jede Pilz- und Schädlingsart. Pestizide sind nicht nötig. Was wir machen, ist reiner Bio-Weinanbau, schwärmt Gremier.
Trotzdem gibt es einen Wermutstropfen. Dem "Blauen Bernburger"® fehlt die weinrechtliche Anerkennung. Er darf nur für den Privatgebrauch angebaut und gekeltert werden. Handel und Verkauf sowie die Herstellung großer Mengen sind untersagt. Fünf Anträge auf weinrechtliche Anerkennung sind in den letzten sieben Jahren abgelehnt worden.
Doch Bernhard Gremier ist optimistisch. Im Jahr 2011 feiert die Stadt Bernburg ihr 1.050-jähriges Bestehen. Vielleicht soll es den "Blauen Bernburger"® dann als Festwein geben und die Stadt setzt sich deshalb mit für die weinrechtliche Anerkennung des edlen Tropfens ein, hofft er.


Besuch im Weingut

Bernburg (red). Am heutigen Sonntag, 20. September, begeben sich die Mitglieder der Fachgruppe „Weinbaufreunde Bernburg -Untere Saale" des Bernburger Heimatkreises e.V. auf die letzte Exkursion des Jahres 2009. Ein Besuch beim Winzer in Höhnstedt steht auf dem Programm. Die Fahrt erfolgt als Busreise. Abfahrt ist 13.30 Uhr ab Bernburg Rheineplatz. Der Aufenthalt in Höhnstedt beginnt mit einer Fachtagung, dann werden Weine der Winzerei Hoffmann/Alte Schrotmühle präsentiert. Dazu wird ein Winzerimbiß gereicht, auch musikalische Begleitung ist vorgesehen. Eine Kaffeerunde soll es zum Abschluss der Fachgespräche geben. Die Rückfahrt nach Bernburg ist gegen 19.00 Uhr geplant. Busfahrt und Service sind kostenpflichtig. Das Treffen ist vereinsintern.